Durch den mittlerweile einen Monat währenden Stillstand des Schweizer AKW Beznau entstand dem Betreiber-Konzern Axpo ein Ausfall von schätzungsweise 18 bis 20 Millionen Franken. Beim seit 1969 betriebenen Reaktor I des AKW Beznau handelt es sich um den weltweit ältesten kommerziellen Atom-Reaktor. Nach Einschätzung der Anti-Atom-Bewegung liegt die Ursache in Alterungs-Problemen, die mit einem stark angestiegenen Risiko verbunden sind.
Der Betreiber-Konzern Axpo weist die Kritik wie immer zurück - bei der Abschaltung handele es sich "um eine reine Vorsichtsmaßnahme". Am 27. September hatte Axpo offiziell mitgeteilt, Reaktor I des AKW Beznau wegen eines defekten Stromkabels im nicht-nuklearen Teil der Anlage "kurzzeitig" vom Netz zu nehmen. Doch dann habe sich gezeigt, daß der Stahl im Speisewasserbehälter spröder sei als erwartet. Dennoch will Axpo das AKW bis zum Jahr 2040 weiter betreiben.
Greenpeace Schweiz sieht sich aufgrund der Informationen in der Einschätzung bestätigt, daß die Material-Versprödung auf das Alter des Atomkraftwerks zurückzuführen ist. Es ist nicht zu leugnen, daß die von den Brennstäben ausgehende Neutronenstrahlung nicht nur den Stahl des Reaktordruckbehälters sondern auch weitere Anlagenteile immer mehr verspröden läßt. Die damit sinkende Festigkeit des Materials führt zu einem anwachsenden Risiko.
Axpo argumentiert hingegen, die Probleme lägen nicht im nuklearen Bereich des AKW. Dennoch habe die Leitung des AKW beschlossen, mit dem Hochfahren der Anlage "zuzuwarten". Die Schweizer Atomaufsicht ENSI nahm dies positiv zur Kenntnis und betonte, die nukleare Sicherheit von Reaktor 1 des AKW Beznau sei zu keiner Zeit in Frage gestanden.
Florian Kasser von Greenpeace Schweiz weist darauf hin: "Kein Atomkraftwerk auf der Welt bleibt wegen einer Kleinigkeit für einen Monat abgeschaltet. Der Kostendruck ist da viel zu hoch." Laut Schweizer Zeitungsberichten schätzen Branchenkenner die in den vergangenen vier Wochen entgangenen Axpo-Einnahmen auf 18 bis 20 Millionen Franken.