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Montag, 20. Januar 2025

"Endlager"-Projekt Bure
Explosionsgefahr offiziell bestätigt

Bure, unterirdisch - Grafik: Samy - Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Nicht-Kommerziell 3.0
Die französische Regierung versucht, im Auftrag der EdF im lothringischen Örtchen Bure ein "Endlager" für hochradioaktiven Müll durchzusetzen. Offiziell wird das "Endlager"-Projekt als Cigéo-Projekt bezeichnet und ein als Erkundung ("Felslabor") getarnter unterirdischer Ausbau in 500 Meter Tiefe hat bereits über zwei Milliarden Euro an französischen Steuergeldern verschlungen. Nun hat die französische Atomaufsicht ASN sich öffentlich überraschend deutlich zu Wort gemeldet: In den unterirdischen Stollen bestehe das Risiko einer Wasserstoffexplosion.

Erst kürzlich hatte der französische Rechnungshof in einer Expertise offengelegt, daß der Bau des dritten Atom-Reaktors des AKW Flamanville nicht wie von Regierungsseite behauptet, 13,2 Milliarden Euro gekostet hat, sondern tatsächlich über 23,7 Milliarden Euro. Damit liegen die Kosten für Atomstrom in Frankreich in Zukunft jenseits jeglicher Rentabilität. Der französische Rechnungshof erwartet daher von Präsident Emmanuel Macron die Aufgabe aller AKW-Neubaupläne.

Laut der aktuellen Stellungnahme der ASN könne es zu chemischen Reaktionen zwischen zukünftig eingelagertem hochradioradioaktivem Müll und dem Material der Container kommen, wobei ein hohes Risiko der spontanen Bildung von Wasserstoff bestehe. Knallgas-Explosionen in den unterirdischen Stollen könnten verheerende Folgen haben. Der Atomexperte der Umweltorganisation Greenpeace Luxemburg, Roger Spautz, erklärte, daß bei einer solchen Explosion eines Gemischs der Gase Wasserstoff und Sauerstoff ein Atommüll-Lager erheblich beschädigt werden könne und ein erhebliches Risiko besteht, daß dann Radioaktivität in die Biosphäre freigesetzt wird.

In dem Versuchs-Atommüll-Lager WIPP für schwachradioaktiven Atommüll im US-Bundesstaat New Mexico hatte sich im Februar 2014 eine Explosion ereignet (Siehe unseren Artikel v. 30.03.14). Ein eingelagertes Faß war explodiert, mindestens 13 Beschäftigte wurden dabei erheblichen radioaktiven Belastungen ausgesetzt und allein der materielle Schaden belief sich auf umgerechnet rund zwei Milliarden Euro. Bei der Planung dieses Versuchs-Atommüll-Lagers hatte es von amtlicher Seite geheißen, daß sich ein solcher Unfall sich nur alle 200.000 Jahre ereignen könne.

Die französische Regierung versucht seit Jahren in der dünn besiedelten lothringischen Grenzregion für das weltweit bisher ungelöste Problem der Atommüll-Lagerung einen Ausweg zu finden. Wie in Deutschland und in der Schweiz soll der Nachlaß des kurzen nuklearen Zeitalters unter der Erdoberfläche verschwinden. Doch obwohl eine Ton-Schicht in 500 Metern Tiefe bei Bure nicht zuletzt wegen unterirdischer Thermalvorkommen als Aufbewahrungsort für Atommüll äußerst fragwürdig ist, wurde über diesen Standort offenbar bereits eine politische Vorentscheidung getroffen. Nirgendwo sonst in Frankreich werden noch alternativ Untersuchungen durchgeführt.

Karte von Bure, Lothringen - Grafik: RN - Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Nicht-Kommerziell 3.0