Als einer von wenigen neuen Atom-Reaktoren ging Olkiluoto III im April 2023 in Betrieb. Wegen konstruktionsbedingter massiver Vibrationen im Reaktordruckbehälter waren seit der ersten Netz-Kopplung über 13 Monate verstrichen. Nun überraschte eine automatische Schnellabschaltung den Betreiber-Konzern TVO.
Seit 1986 stagniert die Zahl der weltweit in Betrieb befindlichen Atom-Reaktoren bei knapp über 400. So gingen im Jahr 2022 global lediglich insgesamt sechs neue Atom-Reaktoren ans Netz oder haben die erste Kritikalität erreicht, während fünf alte Reaktoren stillgelegt wurden (Siehe unseren Artikel v. 30.05.23).
Mit dem Bau des EPR-Reaktors am Standort des finnischen AKW Olkiluoto wurde im August 2005 begonnen. Alle ein bis zwei Jahre mußten die veranschlagten Baukosten nach oben korrigiert werden - von ursprünglich 3,2 Milliarden Euro auf 4,5, auf 5,5, auf 6,6, auf 8,5, auf 10,5... Ursprünglich war der Betriebs-Beginn für 2009 angekündigt, doch auch dieser wurde sukzessive verschoben auf 2011, auf 2012, auf 2014, auf 2016... Die erste Kritikalität konnte mit über 10 Jahren Verspätung im Dezember 2021 verkündet werden. Die erste Netz-Kopplung fand im März 2022 statt und ein Jahr später im April 2023 wurde der kommerzielle Betrieb aufgenommen.
Im Juni 2018 war publik geworden, daß die Testphase am EPR-Reaktor Olkiluoto III 50 Tage länger als geplant dauerte. An der erstmals mit heißem Dampf angetriebenen Turbine muß es zu starken Vibrationen gekommen sein wie aus den World Nuclear News zu erfahren war. Bei entsprechenden Tests am EPR-Reaktor in chinesischen Taishan - einem Reaktor gleicher Bauart - muß es ebenfalls zu starken Vibrationen gekommen sein. Die französische Neu-Entwicklung vom Typ EPR ("European Pressurised Reactor") stellte sich schon von Anfang an als Schrott heraus.
Nun wurde bekannt, daß Olkiluoto III heute (19.11.23) um 19:10 Uhr unvorhergesehen per automatischer Schnellabschaltung den Betrieb einstellte. Laut dem finnischen Betreiber-Konzern TVO soll eine "fehlerhafte Temperaturmessung im Kühlsystem des Generators" ursächlich sein. Der stromerzeugende Generator (technisch vergleichbar mit einem Dynamo am Fahrrad) wird von der Turbine des Reaktors in Drehung versetzt. Möglicher Weise haben Vibrationen zu einer Überhitzung geführt.
Da der Ausbau der Stromerzeugung durch erneuerbare Energien in Finnland stark gebremst wurde, mußten nun fossile Kraftwerke die ausgefallene Stromproduktion übernehmen.