Die schwedische sogenannte Umweltministerin Romina Pourmokhtari hatte jüngst verkündet, in Schweden würden in den kommenden Jahren "mindestens zehn" konventionelle Reaktoren gebaut. Damit ließe sich die Atomstrom-Produktion des Landes verdreifachen und die gesamte Stromproduktion etwa verdoppeln. Nun verschwand die Ankündigung stillschweigend und spurlos von der Internet-Seite des Ministeriums.
Schon auf Fragen nach der Realisierung der Pläne konnte die Ministerin in den vergangenen Wochen keine konkrete Antwort geben. Keine Antwort zu den möglichen Standorten, keine Antwort auf die Frage nach dem Atommüll und keine Antwort auf die Frage nach der Finanzierung und möglichen Investoren. Immerhin prognostizierte sie verwegen, daß es genügend Unternehmen geben werde, die in Atomenergie investieren wollen – selbst wenn der Staat Neubauten nicht subventioniere und auch keinen festen Preis für den Strom zusichern werde. Immerhin gebe es wie in den USA Kreditgarantien für Atomenergie.
Etwas blieb jedoch dabei zunächst im Verborgenen: Die anderen MinisterInnen der Regierung von Ministerpräsident Ulf Kristersson und selbst dieser waren von der Ankündigung der Kernkraft-Renaissance kalt erwischt worden. Pourmokhtari hatte diese im Kabinett offenbar gar nicht abgesprochen.
Daniel Liljeberg, Staatssekretär im Wirtschafts- und Energieministerium, erklärte nun, daß es für Pourmokhtaris Ankündigungen keine Grundlage gebe: "Die Regierung hat keine Ziele oder Bewertungen in dieser Detailtiefe festgelegt." Fakt ist hingegen, daß die sechs laufenden Atomreaktoren in den drei schwedischen Atomkraftwerken nicht mehr profitträchtig sind. Obwohl längst abgeschrieben können sie wegen steigender Reparaturkosten Strom lediglich für 2,1 bis 3,3 Eurocent pro Kilowattstunde produzieren - und damit zeitweise mit Verlust.