Das tschechische Kartellamt stoppte den geplanten Neubau zweier Atom-Reaktoren am Standort des AKW Dukovany. Der staatliche tschechische Strom-Konzern ČEZ hatte den Auftrag für den Bau an den südkoreanischen Konzern KHNP vergeben. Anlaß für den Stop waren formelle Beschwerden der konkurrierenden Anbieter Westinghouse, USA, und EdF, Frankreich. Bei der Ausschreibung habe es an Transparenz und Fairness gemangelt.
ČEZ ist nun gezwungen, die Entscheidung des Kartellamts abzuwarten und kann vorerst den Vertrag mit KHNP nicht unterzeichnen. Der französische Staats-Konzern EdF hat offenbar auch bei der EU-Kommission interveniert: Diese soll eine Untersuchung zu ausländischen Subventionen vornehmen und die Entscheidung des tschechischen Konzerns ČEZ überprüfen.
Wie kaum anders zu erwarten widersprach ČEZ den Anschuldigungen und erklärte, die Ausschreibung korrekt durchgeführt zu haben. Allerdings beruft sich ČEZ auf eine Sonderregelung, die es erlaube, übliche Vergaberegeln zu umgehen, wenn Sicherheitsbedenken bestehen. Fraglich ist allerdings, um welche Art von Sicherheitsbedenken gegenüber EdF und Westinghouse es gehen sollte, die für KHNP nicht bestünden.
Die in Tschechien in der Regierung stark verankerte Kernkraftkirche hofft nach eigenen Aussagen, daß die Untersuchung des Kartellamts so rasch zum Abschluß kommt, daß der Zeitplan des Reaktor-Projekts und die für den 31. März 2025 vorgesehene Vertrags-Unterzeichnung mit dem südkoreanischen KHNP-Konzern nicht verzögert wird.
Das AKW Dukovany befindet sich rund 35 Kilometer südwestlich von Brünn und rund 100 Kilometer nördlich von Wien. Es wurde zwischen 1985 und 1987 in Betrieb genommen und besteht aus vier Reaktorblöcken mit einer Gesamtleistung von 1792 MW. Bei den vier Reaktoren handelt es sich um Druckwasserreaktoren der russischen Bauart WWER 440. Diese besitzen bis heute nicht einmal ein Containment. Laut früheren Plänen war die Stilllegung des ersten Reaktorblocks für das Jahre 2025 vorgesehen, da dann eine Laufzeit von 40 Jahren erreicht wird. Inzwischen wurde diese auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben und soll frühestens nach der Fertigstellung der neuen Reaktoren erfolgen. In diesem Zusammenhang ist vom Jahr 2038 die Rede.