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Samstag, 9. März 2024

Film-Veranstaltung
Doku-Film
'Strahlendes Erbe - Atommüll sucht Endlager'

Atommüll-Fässer in der Landschaft - Symbolbild - Foto: rabedirkwennigsen - Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Nicht-Kommerziell 3.0
Die Anti-Atom-Gruppe Freiburg zeigte in der Schreinerei Wittich den Doku-Film 'Strahlendes Erbe - Atommüll sucht Endlager'. Steffen Mayer von eyeconic-works aus Berlin hat diesen Doku-Film für das ZDF realisiert. Der 45-minütige Film greift sehr gut die offenen und kritischen Themen zur Lagerung von Atommüll auf. Dennoch gab es auch Kritik an Fehlern in einigen Details.

Steffen Mayer hat in verschiedenen Ländern gedreht und interviewte dabei sowohl Verantwortliche von Behörden und Firmen als auch Atomkraft-GegnerInnen. Der Film zeigt zudem den Widerstand der Anti-Atom-Bewegung gegen den Betrieb von Atomanlagen und den jahrzehntelangen Widerstand gegen das "Endlager"-Projekt Gorleben. Die Vorführung bot zudem Gelegenheit, die Kontroversen hinsichtlich des offiziell seit 2014 begonnenen "Neustarts der Endlagersuche" zu diskutieren.

Insgesamt hebt sich der Doku-Film positiv von den meist unkritischen Beiträgen zum Thema Atomenergie und "Endlager" in den deutschen Mainstream-Medien ab. Dennoch waren einige Falschdarstellungen zu kritisieren, die den meisten ZuschauerInnen ansonsten nicht aufgefallen wären:

1.
So heißt es hinsichtlich der geologischen Daten, die der offiziellen "Endlager"-Suche zugrunde liegen sollen: "...viele Kritikpunkte wurden aufgenommen - etwa bezüglich der geologischen Daten." (Min. 4:22)
Ein wesentlicher Kritikpunkt wurde bislang jedoch ausgeblendet:
Angeblich wurde das Verfahren im Jahr 2013 mit dem ausgerufenen "Neustart der Endlager-Suche" auf Null gesetzt. Dabei wurden zwar die "verfügbaren" (!) geologischen Daten aus ganz Deutschland zusammengetragen - Aus den "neuen" Bundesländern, aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen liegen tatsächlich sämtliche geologischen Daten vor, da diese infolge des Anschlusses der DDR an die BRD im Jahr 1990 öffentlich gemacht wurden. Dies ist jedoch bei den "alten Bundesländern" wegen des Vorrangs wirtschaftlicher Interessen nicht der Fall. Bergbau-Unternehmen, Öl- und Gas-Konzerne müssen ihre Daten über von ihnen vorgenommene Bohrungen nicht herausgeben. Profit steht über Wissenschaftlichkeit.

Siehe: Simulierte Endlager-Suche in Deutschland | "Zwischenbericht Teilgebiete"

Siehe auch: 10 Jahre Endlager-Such-Gesetz | "Neustart der Endlagersuche gescheitert"

2.
Weiter heißt es in dem Teil des Doku-Films, der sich mit den CASTOR-Behältern beschäftigt, diese "überstehen" Explosionen, Unfälle, Brände und Stürze aus großer Höhe. (Min. 9:45)
Falsch.
Tests wurden lediglich mit verkleinerten Modellen der CASTOR-Behälter durchgeführt. An den Film-Sequenzen, die in der Doku gezeigt werden, läßt sich dies nicht erkennen.
Siehe: sueddeutsche-online ahnungslos | CASTOR-"Information" ohne Sachkenntnis
...und hier
...und hier
...und hier
...und hier

3.
Thema: Unterirdische Lagerung in Ton-Schichten (Min. 15:30)
Hier wird ausgelassen, daß es infolge der hohen Wärmeabstrahlung des Atommülls zur Riß-Bildung im Ton kommt - und diese Risse sich dann nicht wieder "selbstheilend" verschließen.
Siehe: Endlager-Pläne in Ton zerbröseln

4.
Das Endlager-Projekt Onkalo in Finnland wird in dem Doku-Film überwiegend positiv dargestellt. Es ist sogar zu hören, dieses "Endlager"-Projekt zeige, "daß fachliche Atomentscheidungen funktionieren" (Min. 25:03).

Doch bereits seit 2009 ist bekannt, daß das von Finnland und Schweden verfolgte "Endlager"-Konzept mit der Einkapselung hoch-radioaktiver Brennelemente in Kupfer untauglich ist. Kupfer hält nicht mal 1000 Jahre dicht.
Siehe: Endlagerpläne in Schweden hinfällig | Auch Kupfer hält nicht dicht

Es ist undifferenziert die Rede von Granit, der für das Endlager-Projekt Onkalo verfügbar sei. Zwar werden Risse in "Granit" eingeräumt - dann allerdings heißt es, dieser sei "aber ab einer gewissen Tiefe massiv". (Min. 28:45)
Tatsächlich jedoch handelt es sich lediglich "kristallines" Mischgestein - keineswegs um Granit. Und dieses kristalline Mischgestein ist zerklüftet - nicht zuletzt durch die Sprengungen, die beim Bau des Endlager-Projekts Onkalo bereits vorgenommen wurden.
Siehe: Finnisches "Endlager"-Projekt Onkalo von Regierung genehmigt

Der Baubeginn dieses Projekts erfolgte erst im Jahr 2023. In den deutschen Mainstream-Medien gab es aber schon des Öfteren Meldungen, es bestünde schon ein "Endlager in Finnland". Immerhin stellt dieser Doku-Film fest (Min. 11:29): "Anfang 2023 gibt es auf der ganzen Welt noch kein fertiges Atommüll-Endlager."

5.
Schacht Konrad
Dieser ist als Lager für schwach- und mittel-radioaktiven Müll vorgesehen. In dem Doku-Film heißt es, Schacht Konrad werde "erweitert". (Min. 30:55)
Tatsächlich aber wird Schacht Konrad entgegen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Atommüll-Lager ausgebaut - und dies aufgrund eines Planfeststellungsbeschlusses aus dem Jahr 2003. Schacht Konrad könnte nach heutigen Kriterien gar nicht mehr genehmigt werden. Außerdem ist bekannt, daß auch in Schacht Konrad Wasser eindringt. Dies ist jedoch ein Ausschluß-Kriterium für ein potentielles Atommüll-Lager. Daher ist Schacht Konrad ungeeignet.
Siehe: Schacht Konrad | Über 6 Milliarden Euro für Atommüll-Luftschloß?

...und was in dem Film gar nicht vorkommt.:

Zwei der vielen ungelösten Probleme des hochradioaktiven Atommülls bei einer unterirdischen Lagerung sind a) dessen über lange Zeiträume starke Wärmeabstrahlung und b) dessen Neutronen-Strahlung. Das "Design" der "Endlager"-Behälter hat keinerlei Einfluß auf die vom Atommüll abgegebene Wärmemenge pro Zeiteinheit und die Neutronenstrahlung zerstört auf Dauer jedes umgebende Material.

Hier nochmal unser Veranstaltungsplakat:

Film-Plakat Strahlendes Erbe, 9.03.2024 - Grafik: Anti-Atom-Gruppe Freiburg - Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Nicht-Kommerziell 3.0