Am gestrigen Mittwoch frohlockte die FAZ mit einer Meldung, die sich hinter der seltsam schlichten Überschrift "Eine Ökonomin für Habeck" versteckte. Und irreführender Weise heißt es gleich zu Beginn, Elga Bartsch müsse sich nun im Bundeswirtschafts-Ministerium gegen irgend etwas Grünes durchsetzen. Die FAZ kann ja auch schlecht hinausposaunen, daß die Ökonomin, die seit 2018 die Abteilung für Wirtschafts- und Marktforschung beim "Vermögensverwalter" BlackRock leitete, zu Robert Habeck paßt wie das steinerne Herz zum Kohlenmunk-Peter. Denn trotz vollem Einsatz für den Krieg in der Ukraine, AKW-Laufzeitverlängerung, Blockade der Energie-Wende und LNG-Terminals hält eine Mehrheit der Deutschen Robert Habeck immer noch für einen Grünen.
Offensichtlich ist, daß Elga Bartsch für die FAZ-Redaktion keine Unbekannte ist: Sie schrieb - nebenher - einige Zeit Kolumnen in der FAZ-Rubrik "Europlatz Frankfurt". Das war in den Jahren, als sie für die berüchtigte US-amerikanische Investment-Bank Morgan Stanley arbeitete. Nach zwei Jahrzehnten bei Morgan Stanley verdiente sie ihre Brötchen "zuletzt als europäische Chefvolkswirtin", breitet die FAZ lobend aus. Und weiter: "Bartsch ist in der Gruppe der Beobachter der europäischen Geldpolitik seit Langem sehr gut vernetzt; sie gehörte auch zu den Teilnehmern des jährlich stattfindenden EZB-Forums im portugiesischen Sintra."*
Über die Geschäfte des "Vermögensverwalters" BlackRock weiß der sprichwörtliche deutsche Michel, der lieber die "Sport"-Seiten als die Wirtschaft-Seiten in der Zeitung liest - wenn er denn überhaupt Zeitung liest - so gut wie gar nichts. Allenfalls wenigen Prozent der deutschen Bevölkerung ist bekannt, daß der jetzige Partei-Chef der "Schwarzen", Friedrich Merz, nachdem er 2004 im Machtkampf gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel den Kürzeren gezogen hatte, sich in die "Privatwirtschaft zurückzog, als Lobbyist arbeitete, dabei zum Millionär aufstieg und von 2016 bis 2020 Aufsichtsratsvorsitzender von BlackRock in Deutschland war. BlackRock ist immerhin mit über 10.000 Milliarden US-Dollar an verwaltetem Vermögen der größte "Vermögensverwalter" der Welt. Der Finanz-Konzern mehrt das Vermögen von Privat-AnlegerInnen und Institutionen wie Banken, Pensionskassen, Stiftungen, Versicherungen, Staatsfonds und Zentralbanken. Laut einer Untersuchung der Nicht-Regierungs-Organisationen urgewald und Reclaim Finance vom Januar 2021 hält BlackRock Kohle-Investments in Höhe von mindestens 85 Milliarden US-Dollar. Im Oktober 2020 wurde bekannt, daß Firmen, die für die Abholzung des Regenwalds verantwortlich sind, maßgeblich von BlackRock unterstützt werden.
BlackRock verfügt über nennenswerte Aktien-Anteile von 34 der insgesamt 40 im DAX gelisteten deutschen Unternehmen - von A wie Adidas und Allianz, über B wie BASF, Bayer, BMW, Continental, Daimler Truck, Deutsche Börse, Deutsche Bank, E.on, Fresenius, HeidelbergCement, Mercedes-Benz Group, Merck, Münchener Rück, Puma, RWE, SAP, Siemens, Telekom, Vonovia bis Z wie Zarlando. Insgesamt hält Blackrock somit an 45 Prozent aller DAX-Unternehmen über 5 Prozent aller Aktien. BlackRock gehört zu den führenden Aktionären der US-Fracking-Industrie und der Top Ten der US-amerikanischen Rüstungskonzerne - Boeing, Lockheed Martin, Raytheon Northop und General Dynamics... Hinzu kommen Anteile weiterer weltweit namhafter Rüstungs-Konzerne wie Airbus, Leonardo, Thales, Indra Sistemas, Rheinmetall und Dassault.
Geradezu vorbildlich ist BlackRock in puncto Transparenz im Vergleich zu anderen "Vermögensverwaltern". So erfahren interessierte AnlegerInnen schon auf den Informationsseiten zu den betreffenden Fonds, wie hoch der Kapitalanteil an Unternehmen ist, die mit Streumunition, Landminen, Uranmunition, atomaren, biologischen und chemischen Waffen und Schußwaffen ihr Geld verdienen und wie viele Unternehmen Tabak-Produzenten sind oder die UN-Compliance-Richtlinien nicht einhalten. Konsequent wäre es allerdings, wenn BlackRock keine Fonds anbieten würde, die Aktien-Anteile solcher Unternehmen enthalten. So aber kann BlackRock den Schwarzen Peter an die gierigen AnlegerInnen weiterreichen.
Auch in der Ukraine hat BlackRock Fuß gefaßt und ist führender Aktionär des größten Zigaretten-Herstellers in der Ukraine, des US-Konzerns Philip Morris. Und sofort nachdem Bundeskanzler Olaf Scholz im Februar das »Sondervermögen Bundeswehr« in Höhe von 100 Milliarden Euro - in Wahrheit kein Vermögen, sondern zusätzliche Schulden - verkündet hatte, stockte BlackRock seinen Aktienanteil am Rüstungskonzern Rheinmetall auf.
Daß BlackRock nicht erst gestern auf die Idee kam, direkt in die Regierungspolitik einzugreifen, statt umständlich per Lobbying den Ministerien Gesetzes-Texte in die "Feder" zu diktieren, zeigte schon das Beispiel Barack Obama. Der von vielen Linken irrtümlich als "Hoffnungsträger" und als fortschrittlicher US-Präsident eingeschätzte Obama hatte BlackRock damit beauftragt, die als "Banken-Krise" kleingeredete Wirtschaftskrise 2007/2008 zu managen. Allein für die Abwicklung der Portfolios der Investmentbank Bear Stearns und des Versicherungsunternehmens AIG erhielt BlackRock mindestens 180 Millionen Dollar von der US-Notenbank FED. Im Jahr 2009 stieg BlackRock laut NZZ zum größten "Vermögensverwalter" der Welt auf.
Nachdem BlackRock nun auch zentral in der deutschen Bundesregierung implantiert ist, stellt sich die Frage, ob es da noch eines BlackRock-Lobbyisten in der Rolle des Oppositionsführers bedarf. Doch um die zukünftige Verwendung von Friedrich Merz muß sich wohl niemand Sorgen machen.