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Freitag, 21. Dezember 2012

Nachrüstungen können eine Katastrophe nur verzögern

Nachrüstung - Foto: Retrofit_Assessor - Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Nicht-Kommerziell 3.0
Pressemitteilung

Die französische Atomaufsicht ASN hat am Mittwoch ihr "grünes Licht" für die vom Betreiber EDF vorgeschlagenen Nachrüstungen im AKW Fessenheim gegeben. Das französische Nachrichtenportal Actu-Environnement¹ berichtete, dass die Bodenplatte unter dem Reaktor von 1,50 m auf 2 m verstärkt werden soll. Außerdem ist der Einbau eines Transferkanals im Schacht unter dem Reaktorbehälter geplant, der den geschmolzenen Kern in einen benachbarten, ebenfalls verstärkten Bereich leiten soll. Diese so genannten Sicherheits-Nachrüstungen würden – falls die theoretischen Überlegungen zutreffen – eine massive Freisetzung von Radioaktivität durch die Bodenplatte hindurch um 20 Stunden verzögern. Die Ableitung des geschmolzenen Kerns würde allerdings durch größere Wassermengen im Reaktorschacht behindert werden. In einem Briefwechsel der ASN mit der EdF wurde die EdF aufgefordert, innerhalb eines Jahres einen Plan vorzulegen, wie Wasser abgeleitet werden kann, damit die Lösung den maximalen Nutzen erzielt.

Die Anti-Atom-Gruppe Freiburg ist über diese Nachrichten beunruhigt.
"Die Konstruktion geht von theoretischen Szenarien aus. Ob das Konzept funktioniert, wird man erst sehen, wenn die Katastrophe eingetreten ist," kritisiert Ingo Falk von der Anti-Atom-Gruppe Freiburg und ergänzt: "Selbst bei einer Verzögerung des Super-GAU um 20 Stunden werden verstopfte Straßen und ein fehlender Evakuierungsplan zahllose Todesopfer zur Folge haben."

Als Reaktion auf die Atomkatastrophe von Fukushima Daiichi hatte die ASN Nachrüstungen an der Bodenplatte zur Bedingung für den Weiterbetrieb des AKW Fessenheim gemacht.
"Bei den Nachrüstungen nicht berücksichtigt werden die bekannten Probleme, die jeder Zeit eine Kernschmelze hervorrufen können," erläutert Thomas Rosa, ebenfalls aktiv in der Anti-Atom-Gruppe Freiburg. "Materialermüdungen im Reaktordruckbehälter und eine erschreckend nachlässige Sicherheitskultur der Belegschaft." Erst in der vergangenen Woche hatten Mitarbeiter des Atomkraftwerks Sicherheitsventile geöffnet, um Kühlflüssigkeit als Dampfwolken aufsteigen zu lassen. Damit wollten sie ihren Protest gegen den Besuch des neuen Stilllegungskoordinators Francis Rol-Tanguy ausdrücken.

Umweltschutzinitiativen im Dreyeckland fordern seit Jahrzehnten die sofortige Stilllegung der beiden Reaktoren in Fessenheim als einzigen Schutz der Bevölkerung vor einer Atomkatastrophe. "Dann könnten die 20 Millionen Euro viel sinnvoller investiert werden, zum Beispiel in Energiesparmaßnahmen," schlägt Rosa vor.

¹ Quelle: http://www.actu-environnement.com/ae/news/fessenheim-renforcement-radier-avis-asn-17367.php4