EnBW und das baden-württembergisches "Umwelt"-Ministerium (als "Atomaufsicht") unter Ministerin Thekla Walker haben eine Art Freimeß-Show für die Medien inszeniert. Anlaß war der Transport des ersten radioaktiv kontaminierten Beton-Mülls vom Abriß des AKW Philippsburg zur Müll-Deponie Hamberg bei Maulbronn im Enzkreis.
Der Abriß des AKW Philippsburg war zuvor zwei Jahre lang zum Stillstand gekommen, weil EnBW kein Deponie finden konnte, deren Betreiber den radioaktiv kontaminierten Beton-Müll annehmen wollte. Insgesamt handelt es sich um 1.150 Tonnen Bauschutt, darunter Abriß-Beton aus den beiden Philippsburger Reaktorblöcken. Im Falle des Beton-Mülls aus dem im Abriß befindlichen AKW Biblis hatte der Kreis Bergstraße sogar bundesweit bei über 200 Deponiebetreibern angefragt - doch ausnahmslos keiner wollte den "freigemessenen" Müll aus Biblis haben.
Offenbar hat die baden-württembergische "Umwelt"-Ministerin Thekla Walker Druck ausgeübt, damit der Betreiber der Müll-Deponie Hamberg bei Maulbronn und der rechtlich eigentlich zuständige Landrat des Enzkreises der Aufnahme des radioaktiven Mülls zugestimmt haben. So hieß es etwa im SWR. "Diese Einigung kam auf Vermittlung und möglicherweise auch auf Druck aus dem Umweltministerium zustande. Jedenfalls, so teilte der Neckar-Odenwald-Kreis kürzlich mit, konnte mit dieser Einigung eine Zwangszuweisung des Landes vermieden werden." (Siehe auch unsere Artikel v. 20.07.2023 und vom 16.11.22)
Dem Vernehmen nach sollte kein "bloßer" Beton auf die Deponie Hamberg bei Maulbronn, sondern zur Deponie Sansenhecken bei Buchen. So hieß es auch beim SWR am 27.02.25: "Eigentlich darf Hamberg gar kein Beton-Bauschutt annehmen." Weil dieser radioaktive Beton-Schutt aber Asbest enthält, darf er doch. Damit erreicht EnBW (und die "Politik" im Gefolge) gleich zweierlei: Die bisher geltende Beton-Regel wird aufgeweicht, indem erzählt wird, der Beton sei nur wegen des Asbest problematisch, aber strahle nicht. Die korrekte Bezeichnung für ein solches Vorgehen ist "Framing". Offenbar hat sich niemand von den Mainstream-Medien für die konkreten Meß-Werte interessiert.
Offiziell fällt der radoaktive Beton-Müll in diesem Fall unter die Kategorie "spezifisch freigegebene Abfälle". In einem obskuren Verfahren wird zuvor festgelegt, daß ein fiktiver Grenzwert von 10 Mikrosievert pro Jahr nicht überschritten wird. Bei "Sievert" handelt es sich allerdings nicht um eine physikalische Maßeinheit, sondern um ein willkürliches Konstrukt, das nach Belieben auf einer oder mehreren dimensionslosen Verhältniszahlen basiert, die "Pi mal Daumen" geschätzt werden. In den Mainstream-Medien ist oft fälschlich davon die Rede, bei 10 Mikrosievert pro Jahr handele es sich um eine "Strahlendosis". Nach Aussage abhängiger "ExpertInnen" kann das so als "nicht radioaktiv" deklarierte Material "bedenkenlos" deponiert werden.
Aus physikalischer Sicht völlig abwegig ist auch der seit etlichen Jahren von interessierter Seite immer wieder vorgebrachte Vergleich mit der Strahlenbelastung infolge einer Transatlantik-Flugreise (Siehe unseren Artikel vom 3.04.17). So behauptete kürzlich erneut Uwe Völker vom "Umwelt"-Ministerium Baden-Württemberg, wer von München aus in Richtung Asien fliegt, sei im Flugzeug "rund 100 Mikrosievert" ausgesetzt - und damit einer 10 Mal höheren Strahlenbelastung als jener, die vom "freigemessenen" Beton-Schutt aus dem Abriß von Atomkraftwwerken ausgehe.